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Verhütung

Östrogen-Gestagen-Präparate

Die Mikropille


Allgemeines

Die Kombinationspille wirkt durch die Unterdrückung des Eisprunges. Die fruchtbaren Tage bleiben somit aus. Zusätzlich bewirkt die Pille eine Zunahme der Viskosität des Gebärmutterhalsschleimes, die Spermien können diesen somit weniger wahrscheinlich durchdringen. Auch die Beweglichkeit des Eileiters wird vermindert, hierdurch können Eizelle und Samenzelle nicht zueinander finden.

Die Wirksamkeit der Pille wird durch den Pearl-Index beschrieben. Der Pearl-Index der kombinierten oralen Kontrazeptiva beträgt ca. 0,03 bei idealer Anwendung. Das bedeutet, dass (nur) 3 von 10 000 Frauen nach 1 Jahr Verhütung mit einem Östrogen-Gestagen-Präparat ungewollt schwanger geworden sind.

Die meisten Kombinationspräparate werden für 21 Tage eingenommen. Dann erfolgt eine 7-tägige Pause, um eine Abbruchblutung zu ermöglichen (Schema 21/7). Es existieren auch Präparate in einem 24/4 und 26/2-Schema, diese können u.a. den Blutverlust durch die Regelblutung und auch Zwischenblutungen reduzieren.

Bei Einphasenpräparaten bleiben die Dosierungen von Östrogenen und Gestagen während der Einnahme gleich. Bei Mehrphasenpräparaten (Zwei-, Drei- und Vierstufenpräparate) ändern sich die Dosierungen im Laufe der Einnahme.

Viele Kombinationspräparate können auch im Langzyklus eingenommen werden. In diesem Fall erfolgt eine kontinuierliche Einnahme der Pille ohne Pause. Es treten dann keine Menstruationen mehr auf.

Neben den kombinierten oralen Kontrazeptiva gibt es auch das Evra-Pflaster. Über 3 Wochen werden 3 Pflaster für je 1 Woche auf die Haut aufgeklebt, danach erfolgt eine einwöchige Pause mit vaginaler Blutung.

Ferner gibt es Ringe, die in die Scheide eingelegt werden und dort für 3 Wochen verbleiben. Danach erfolgt eine einwöchige Einnahmepause mit vaginaler Blutung.

Nutzen der Östrogen-Gestagen-Präparate

Die Kombinationspille reduziert die Beschwerden und Symptome bei Blutungsstörungen, der Zyklus wird stabiler. Die Regelblutung wird kürzer und deutlich schwächer, dadurch sinkt der Blutverlust während der Menstruation.

Da einige Pillen auch eine antiandrogene Wirkung haben, werden die von männlichen Sexualhormonen verursachten Beschwerden wie Akne und Hirsutismus (Behaarung bei Frauen, die dem männlichen Verteilungsmuster ähnlich ist) ebenso reduziert.

Bei Patientinnen mit unregelmäßiger oder ausbleibender Regelblutung, wird durch die Pilleneinnahme eine regelmäßige Endometriumtransformation und Monatsblutung unterstützt (z.B. PCO-Syndrom).

Die durch Endometriose verursachten Schmerzen werden deutlich milder oder verschwinden vollständig. Die Pilleneinnahme führt zu einer Risikosenkung von Eierstock-, Dickdarm- und Gebärmutterschleimhautkrebs. Bei 10-jähriger Einnahme kommt es zu einer Reduktion der Häufigkeit von Eierstock- und Gebärmutterschleimhautkrebs von 60-80%. Der risikoreduzierende Effekt ist von der Dauer der Anwendung abhängig und ist bis zu 30 Jahre nach Absetzen der Pille beobachtbar.

Mögliche Risiken/Nebenwirkungen der Östrogen-Gestagen-Präparate

Mögliche Nebenwirkungen sind Zwischenblutungen, Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Brustspannen, depressive Stimmung und Libidoverlust. Eine Gewichtszunahme kommt, wenn überhaupt, meist nur leicht vor. In solchen Fällen kann es sinnvoll sein, die Östrogendosis zu senken.

Krebsrisiko: Bei Frauen bis zu einem Alter von 50 Jahren, die ein kombiniertes orales Kontrazeptivum ab dem 20 Lj. über 10 Jahre einnahmen, fand man ein leicht erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Gebärmutterhalskrebses (von 3,8 pro 1000 Frauen auf 4,5 pro 1000 Frauen). Die Rate des Gebärmutterhalskrebses pro 100.000 Frauenjahre erhöhte sich durch die Pillenanwendung von 11 auf 15. Ob kombinierte orale Kontrazeptiva eine Risikoerhöhung bzgl. einer Brustkrebsentwicklung darstellen, ist nicht abschließend geklärt. Manche Studien konnten kein erhöhtes Risiko feststellen. Andere wiederum fanden ein erhöhtes Risiko (wenn, dann ca. 1 zusätzlicher Brustkrebs-Fall pro 7690 Frauen pro Anwendungsjahr).

Thromboserisiko: Eine seltene, aber schwerwiegende Nebenwirkung von kombinierten Pillen besteht in der Bildung eines Blutgerinnsels in den Arterien oder Venen (Thrombose, Herzinfarkt, Schlaganfall). Das Risiko liegt in der Normalbevölkerung bei ca. 1/10.000. Bei Einnahme der kombinierten oralen Kontrazeptiva erhöht sich das Risiko einer Thrombose auf. ca. 2-3/10.000 (im ersten Anwendungsjahr ca. 6-8/10.000). Das Thromboserisiko erhöht sich bei Einnahme von Östrogen-Gestagen-Präparaten weiter bei folgenden Erkrankungen und Zuständen:

  • In den ersten 42 Tagen nach der Geburt
  • Ausgeprägtes Übergewicht
  • Rauchen von > 15 Zigaretten/Tag und Alter > 35 Lj.
  • Hyperlipidämie (erhöhte Blutfettwerte)
  • Brustkrebserkrankung
  • Schwere dekompensierte Leberzirrhose, hepatozelluläres Adenom oder Leberzellkarzinom
  • Migräne (v.a. wenn auch eine Aura besteht)
  • Bluthochdruck
  • Durchblutungsstörung in Herzkranzgefäßen
  • BRCA-I/II-Positivität
  • Genetisches Thromboserisiko (z.B. Faktor-V-Leiden-Mutation, Protein-C-Mangel; kein erhöhtes Risiko bei Protein-S-Mangel

Der Vaginal-Ring


Der Vaginalring gibt 120 µg Etonogestrel bzw. 15 µg  Ethinylestradiol pro 24 Stunden frei. Die Patientin appliziert den Ring selbst. Er verbleibt für 3 Wochen, danach erfolgt eine einwöchige Pause in der die Regelblutung erfolgt. Auch der Vaginal-Ring kann im Langzyklus appliziert werden. 70 % der Patientinnen haben keine Blutungsstörungen in Folge der Einnahme. Verglichen mit den anderen Kombinationspräpareaten (Östrogen-Gestagen-Pille und Pflaster) erreicht der Vaginal-Ring die geringstenWirkkonzentrationen des Ethinylestradiol im Blut.

Der preisgünstigste Ring kostet für 3 Monate 35,02 Euro (Stand 09/22).

Das Hormon-Pflaster


Das Pflaster ist 20 cm² groß, eine Packung enthält drei Pflaster, die wöchentlich gewechselt werden. Nach diesen drei Wochen erfolgt eine einwöchige Pause und somit die Entzugsblutung. 20 µg Ethinylestradiol und 150 µg Norelgestromin werden pro Tag freigesetzt. Das Pflaster wird auf den Arm oder das Gesäß geklebt, Sport und Saunagänge beeinträchtigen die Haftfähigkeit nicht. Die Zufriedenheit der Anwenderinnen ist groß, da u.a. keine Dosierungsfehler geschehen können. Das Thromboserisiko scheint gegenüber der „Pille“ etwas erhöht zu sein, selten treten Hautrötungen auf

Die Kosten für 3 Monate belaufen sich auf 41,48 Euro (Stand 09/22).

Gelbkörperhormonpräparate

Die Minipille


Allgemeines

Die Minipille enthält nur ein Gelbkörperhormon, die Präparate sind also östrogenfrei. Enthalten sind entweder das Gelbkörperhormon Levonorgestrel oder Desogestrel. Nur letzteres bewirkt auch eine zuverlässige Hemmung des Eisprunges. Sie entfalten ihre Wirkung zusätzlich durch die Wirkung auf die Gebärmutterschleimhaut, die Viskosität des Gebärmutterhalsschleimes und die Eileiter (s.oben). Die Einnahme erfolgt ohne Pause. Ist die Pillenpackung leer, wird die Einnahme also ohne Unterbrechung am nächsten Tag mit der neuen Packung fortgesetzt. Minipillen müssen für eine verlässliche Verhütung jeden Tag zu derselben Uhrzeit eingenommen werden.

Nutzen der Östrogen-Gestagen-Präparate

Die Minipille bietet einen guten Verhütungsschutz. Sie eignet sich für Frauen, die aus gesundheitlichen Gründen keine östrogenhaltige Pille einnehmen dürfen – z.B. bei erhöhtem Thromboserisiko. Die Einnahme ist in der Stillzeit möglich. Es kommt zu einer Reduktion von Blutungsstärke und Schmerzen während der Menstruation.

Risiken/ Nebenwirkungen der Mini-Pille

Die Minipille hat eine ungünstigere Blutungsstabilität gegenüber kombinierten oralen Kontrazeptiva. Mögliche Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Stimmungsveränderungen, depressive Verstimmungen, sexuelle Lustlosigkeit, Akne oder Brustspannen. Ob ein erhöhtes Brustkrebsrisiko besteht ist unklar.

Nicht-Orale-Gestagen-Monopräparate (Depot-Gestagene)

Depot-Clinovir


enthält 150 mg des Gelbkörperhormones Medroxyprogesteronacetat und wird alle 3 Monate in den Muskel appliziert. Sayana enthält 104 mg Medroxyprogesteronacetat und wird alle 3 Monate unter die Haut appliziert. Nach 2 Jahren Anwendung dieser Präparate haben 80 % der Frauen keine Menstruation mehr.

Mögliche Nebenwirkungen von Sayana und Depot-Clinovir sind eine Gewichtszunahme und ein Knochendichteverlust. Zudem kann es nach Anwendung bis zu 12 Monate bis zum Wiedereintreten einer Menstruationsblutung kommen.

Implanon


Zudem gibt es die Möglichkeit ein Stäbchen unter die Oberarmhaut zu legen. Das Implanon ist 40x 2 mm groß und enthält das Gelbkörperhormon Etonorgesterel. Es darf 3 Jahre verbleiben und wird nach lokaler Betäubung unter die Haut appliziert.

Hormonspiralen


Diese enthalten das Gelbkörperhormon Levonorgestrel. Es existieren folgende Hormonspiralen:

  • Jaydess: Freigabe von 0,014 mg Levonorgestrel/d Liegedauer max. 3 Jahre
  • Kyleena: Freigabe: 0,0175 mg Levonorgestrel/d Liegedauer max. 5 Jahre
  • Levosert: Freigabe 0,02 mg Levonorgestrel/d Liegedauer max. 6 Jahre
  • Mirena: Freigabe 0,02 mg/d Levonorgestrel/d Liegedauer max. 6 Jahre

Aufklärungsbogen Spirale auf unserer Website

Hormonfreie Verhütung

Kupferspirale


Die Kupfer-Spiralen sind T-förmig und geben aus einem Kupfer-Draht Kupfer-Ionen an Ihre Umgebung ab. Diese verhindern eine Befruchtung der Eizelle. Für Frauen, die noch keine Kinder geboren haben, gibt es Mini-Spiralen. Eine Schwangerschaft muss vor Einsetzen der Spirale ausgeschlossen sein. Diesbezüglich empfiehlt sich das Einsetzen während der Regelblutung, kann grundsätzlich aber zu jedem Zeitpunkt des Zyklus erfolgen. In der Anfangszeit treten häufig unregelmäßige Blutungen auf, im Verlauf nehmen diese meist wieder ab. Menstruationsblutungen können durch eine Kupfer-Spirale verstärkt werden und auch schmerzhafter sein.  Der Pearl-Index liegt zwischen 0,3-0,8 (3-8 ungewollte Schwangerschaften bei 1000 Anwenderinnen der Kupfer-Spirale).

Natürliche Familienplanung


Im Rahmen der natürlichen Familienplanung wenden Frauen das Wissen über physiologische Zustände des Zyklus an – z.B. die Zervixschleimveränderung und den Anstieg der Körpertemperatur vor dem Eisprung.

Siehe hierzu:

www.zyklus-wissen.de

www.nfp-online.de

www.sektion-natuerliche-fertilitaet.de

Notfallverhütung


Drei Präparate kommen für die Notfallverhütung in Betracht.1,5 mg Levonorgestrel, 30 mg Ulipristalacetat und die Kupfer-Spirale

Ulipristalacetat ist ein Progesteron-Rezeptor-Modulator und Mittel der ersten Wahl zur Notfallverhütung. Eine Zulassung besteht bis 120 Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr. Die Wirkung des Medikamentes ist, anders als bei Levonorgestrel, auch nach bereits erfolgtem LH-Anstieg gegeben. Eine Wirkung nach bereits erfolgtem Eisprung besteht nicht. Eingeschränkt ist die Wirkung hingegen bei einem BMI > 35 kg/m2 (Body-Mass-index). Die Schwangerschaftsrate liegt bei Anwendung in den ersten 72h nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr bei 0,9 %, danach bei 1,6-2,1 %.

Levonorgestrel verschiebt den Eisprung bzw. wirkt hemmend auf die Eileiter und die Verflüssigung des Gebärmutterhalsschleimes. Es ist bis 72 Stunden nach erfolgtem Geschlechtsverkehr zugelassen. Erfolgt die Einnahme unter 24 Stunden nach erfolgtem Geschlechtsverkehr, kommt es statistisch zu 1,5 Schwangerschaften/100 Frauen. Zwischen 25 und 48 Stunden liegt die Schwangerschaftsrate bei 2,5/100 Frauen und bei > 48 Stunden bei 12,6/100 Frauen. Da der Zeitpunkt des Eisprunges nach hinten verschoben wird, ist es wichtig im weiteren Zyklusverlauf sicher zu verhüten.  Die Wirksamkeit von Levonorgestrel ist ggf. eingeschränkt, wenn in den vergangenen 4 Wochen Antiepileptika, Tuberkulostatika, HIV-Medikamente, Antimykotika oder Johanniskraut eingenommen worden. In diesem Fall sollte die doppelte Dosis von Levonorgestrel, also 3 mg (unbedingt vorher ärztliche Rücksprache!) oder die Einlage einer Kupfer-Spirale erfolgen.

Sollte doch eine Schwangerschaft entstanden sein, zeigen beide Medikamente kein erhöhtes Fehlbildungsrisiko.

Ulipristalacetat zeigt Vorteile bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr (GV)ab 48 Stunden vor dem Eisprung, bei einem BMI > 30 sowie ab 24 Stunden nach ungeschütztem GV. Sollte es in den ersten drei Stunden nach Einnahme eines der beiden Medikamente zu Erbrechen kommen, muss die Einnahme wiederholt werden. Die folgende Regelblutung kann früher oder später auftreten.

Mögliche Symptome der Medikamenteneinnahme sind Müdigkeit, Übelkeit, Kopfschmerzen, Unterbauchschmerzen, Schwindel, Spannungsgefühl in den Brüsten, Durchfall, Zwischenblutungen und Erbrechen.

Setzen Sie eine bestehende hormonelle Kontrazeption (Pille) fort und verhüten Sie bei Levonorgestrel für weitere 7 Tage und bei Ulipristalacetat für weitere 14 Tage mit Kondom.

Die Kupfer-Spirale muss bis 5 Tage nach dem ungeschützten GV in die Gebärmutter eingesetzt werden. Sie ist die einzige Notfallverhütung, die auch nach dem Eisprung erfolgen kann. Die Einnistung des Embryos wird durch die Spirale unterbunden. Bis zum vollendetet 22 lebensjahr ist die „Spirale danach“ eine Krankenkassenleistung. Sie darf, je nach Präparat, 3-5 Jahre in der Gebärmutter verbleiben.