Die Adipositas (Fettleibigkeit) stellt über alle Altersgruppen verteilt eines der größten gesundheitlichen und gesundheitsökonomischen Probleme in den Industrieländern dar. In Deutschland sind 46,7% der Frauen und 61,6% der Männer von Übergewicht oder einer Adipositas betroffen. Neben Therapiemöglichkeiten zur Gewichtsreduktion wie Diät und Sport, besteht nach Ausschöpfen dieser Maßnahmen, die Möglichkeit einer bariatrisch- chirurgischen Therapie. International sind über 80 % der PatientInnen mit bariatrischer Operation weiblich und die Hälfte von diesen Patientinnen ist im gebärfähigen Alter.
Möglichkeiten der Adipositaschirurgie
Es gibt heute unterschiedliche Operationsmöglichkeiten. Weltweit führt man am häufigsten die Schlauchmagenanlage („Sleeve-Gastrektomie“) und Magen-Bypässe (z. B. Roux-en-Y-Magenbypass) als kombinierte Verfahren durch.
Die Schlauchmagenoperation verringert das Magenvolumen um ca. 90%. Das verbleibende Magenvolumen von ca. 150 ml limitiert folglich die Nahrungsaufnahme und Hungergefühl.
Der Roux-en-Y-Magenbypass (RYGB) ist eine Technik, bei der durch eine Verkleinerung des Magens eine Restriktion der Nahrungsaufnahme erzeugt werden soll. Zusätzlich wird auch hier die Darmpassage verkürzt, sodass es auch eine malabsorptive (verringerte Aufnahme von Kalorien aber auch von Vitaminen und Eiweiß) Komponente gibt.
Schwangerschaftsvorsorge nach bariatrischer Operation
Die schwangeren Patientinnen nach bariatrischer Operation bedürfen einer intensivierten Schwangerschaftsvorsorge.
Ernährung und Supplementation in der Schwangerschaft nach bariatrischen Operationen
Nach einer bariatrischen Operation soll ausreichende Eiweißzufuhr hoher biologischer Wertigkeit
(Eier, Fisch, Sojaprodukte, Milchprodukte) sichergestellt werden. Aktuelle Leitlinien empfehlen daher eine minimale Proteinzufuhr von 60 g pro Tag und bis zu 1,5 g/kg des idealen Körpergewichts. Daher sind regelmäßige Kontrollen des Serum-Albumins notwendig (während einer Schwangerschaft alle 3 Monate).
Häufig kommt es durch die Zunahme des Plasmavolumens und einen erhöhten Eisenbedarf während der Schwangerschaft zu einer Eisenmangelanämie. Daher wird, speziell nach RYGB, eine Eisensubstitution zwischen 40–600 mg pro Tag empfohlen.
Da nach bariatrischen Operationen häufig Vitaminmängel vorliegen, sollen folgende Vitamine und Mineralstoffe ergänzt werden: Folsäure, Vitamin B12, Vitamin B1, Vitamin D, Kalzium, Vitamine A, E und K. Die Dosierung der Supplemente soll alle 3 Monate durch Blutentnahme kontrolliert werden.
Fetales Wachstum und Frühgeburtlichkeit
Im Falle einer Schwangerschaft nach bariatrischer Operation sollen regelmäßige Wachstums- und Doppler-Kontrollen (Durchblutung) in 2- bis 4- wöchigen Abständen durchgeführt werden, da das Risiko für Small-for-Gestational-Age-Feten (SGA, zu kleines Kind) nach einer Operation erhöht ist. Das Frühgeburtsrisiko ist nicht erhöht.
Screening auf Gestationsdiabetes
Zur Abklärung eines Gestationsdiabetes soll nach bariatrischen Operationen kein oraler Glukosetoleranztest durchgeführt werden, sondern die Bestimmung eines Nüchternblutzuckerwertes sowie HBA1c.
Pränataldiagnostik nach bariatrischer Operation
Generell ist die Adipositas (Fettleibigkeit) ein Risikofaktor für angeborene Fehlbildungen (vor allem von Nervensystem und Herz). Nach der bariatrischen Operation sinkt das Risiko an Fehlbildungen im Vergleich zu nicht-operierten Frauen, bleibt jedoch leicht erhöht.
Geburtsplanung nach bariatrischen Operationen
Eine vorangegangene bariatrische Operation stellt keine Indikation zum Kaiserschnitt dar.
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