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Schwangerschaftsbetreuung

Allgemeines

Im Rahmen der Schwangerschaftsbetreuung richten wir uns nach der Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (BGA). Diese legt den Inhalt bzw. Betreuungsumfang während der Schwangerschaft und im Wochenbett fest. So heißt es im BGA-Beschluss: „Durch die ärztliche Betreuung während der Schwangerschaft und nach der Entbindung sollen mögliche Gefahren für Leben und Gesundheit von Mutter oder Kind abgewendet sowie Gesundheitsstörungen rechtzeitig erkannt und der Behandlung zugeführt werden. Die ärztliche Beratung der Versicherten umfasst bei Bedarf auch Hinweise auf regionale Unterstützungsangebote für Eltern und Kind (z. B. „Frühe Hilfen“).

Bei unkomplizierten Einlingsschwangerschaften sieht der Gesetzgeber bis zur 31+6 SSW vierwöchige Kontrolltermine in der frauenärztlichen Praxis vor. Ab der 32+0 SSW liegt die Frequenz bei 2 Wochen. Der Gesetzgeber sieht drei Ultraschalluntersuchungen, die zu folgenden Zeitpunkten erfolgen, im Rahmen der Schwangerschaft vor:

8 + 0 bis 11 + 6 SSW (1. Screening)

18 + 0 bis 21 + 6 SSW (2. Screening)

28 + 0 bis 31 + 6 SSW (3. Screening)

Sollten sich im Verlauf auffällige Befunde bei Ihrem Kind oder bei Ihnen zeigen, finden selbstverständlich häufigere Ultraschalluntersuchungen statt und eine engmaschige Kontrolle wird durch uns erfolgen.

Beim ersten Termin nach ausgebliebener Regelblutung und positivem Schwangerschaftstest geht es vor allem um die Frage der Lokalisation der Schwangerschaft. Diese kann sich in der Gebärmutterhöhle, ggf. aber auch im Eileiter befinden – bei letzterer handelt es sich um eine Eileiterschwangerschaft, die in ca. 1% der Schwangerschaften auftritt und medikamentös oder über eine Bauchspiegelung behandelt werden kann.

Routinemäßig erfolgen im Rahmen der Schwangerschaft Blutentnahmen. Hierbei untersucht man u. a. die Röteln-Immunität. Röteln können in der Schwangerschaft zu Fehlbildungen bei Ihrem Kind führen. Sollten bei Ihnen zwei Impfungen erfolgt sein, brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Sollte nur eine oder sogar keine Röteln-Impfung erfolgt sein, empfiehlt man eine bzw. zwei Impfungen mindestens vier Wochen vor Schwangerschaftseintritt. Ferner gehören in den Umfang der Blutentnahme die Untersuchung auf Syphilis, HIV (nach Einverständnis der Patientin) und ein Antikörpersuchtest. In späteren Schwangerschaftswochen erfolgt ein weiterer Antikörpersuchtest sowie eine Untersuchung auf das Vorliegen von Hepatitis B.

Zudem ist der 50-g-Zuckerbelastungstest im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge als Screeninguntersuchung zur Detektion eines Schwangerschaftsdiabetes vorgesehen. Sollte dabei ein Wert > 135 mg/dl entdeckt werden, würde sich ein 75-g-Zuckerbelastungstest anschließen. Laut HAPO-Studie lag bei 33% der Frauen mit GDM alleinig eine Erhöhung des Nüchtern-Blutzuckerwertes vor, diese werden durch den 50 g-OGTT allerdings nicht erfasst. Zudem zeigen sich oft falsch positive Ergebnisse. Wir empfehlen Ihnen daher initial einen 75-g-Zuckerbelastungstest, die Kosten müssen Sie in diesem Fall allerdings selber tragen.

Spätestens ab der 27. SSW erfolgen in regelmäßigen Abständen in unserer Praxis CTG-Kontrollen.

Im Rahmen der Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft bieten wir zusätzlich das Ersttrimesterscreening, das IIb-Screening und die Doppleruntersuchung (bei Vorliegen einer entsprechenden Indikation) an.

Nahrungsergänzungsmittel bei Kinderwunsch und Schwangerschaft


Folsäure

  • Schon vor Eintreten einer Schwangerschaft wird eine Supplementierung (Einnahme) von Folsäure empfohlen. Im Idealfall ca. 3 Monate im Voraus
  • Dieses dient der Risikoreduktion von Neuralrohrdefekten (offener Rücken) beim ungeborenen Kind
  • Die empfohlene Dosis beträgt 400-800 µg pro Tag
  • Lebensmittel mit hohem Folsäuregehalt: Grünkohl, Kichererbsen, Spinat, Salat, Erdnüsse und Linsen

Jod

  • Eine ausreichende Jodzufuhr sollte in der Schwangerschaft gewährleistet werden
  • Empfohlen werden 100-200 µg Jodid pro Tag
  • Bei vorliegenden Schilddrüsenerkrankungen der werdenden Mutter (z.B. Hashimoto) ist zu klären, ob Jodid eingenommen werden kann
  • Jodhaltige Lebensmittel: Seelachs, Jodsalz, Milchprodukte (Käse, Joghurt, Eier)

Eisen

  • Der tägliche Eisenbedarf in der Schwangerschaft ist erhöht, v.a. im letzten Drittel der Schwangerschaft
  • Eine routinemäßige Eisensubstitution ist nicht notwendig, jedoch bei Eisenmangelanämie. Ggf. ist eine Substitution bei vegetarischer oder veganer Ernährung sinnvoll
  • Lebensmittel als Eisenquelle: rotes Fleisch, Linsen, Erbsen, Nüsse, Vollkornprodukte, Grünkohl, Spinat und Brokkoli

Vitamin D

  • Während der Schwangerschaft sollte ein ausreichender Vitamin-D-Spiegel angestrebt werden
  • Ein Mangel an Vitamin D steht in Zusammenhang mit Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung), SGA-Feten (zu kleines Kind), Frühgeburten und Schwangerschaftsdiabetes
  • Studien konnten zeigen, dass eine Vit-D-Substitution das Risiko für atopische Ekzeme bei den ungeborenen Kindern senkt
  • Eine Vitamin D-Zufuhr von 400-800 i.E./d wird empfohlen

Omega 3-Fettsäuren

  • Dies ist besonders vegetarisch oder vegan lebenden Schwangeren zu empfehlen
  • DHA: (Docosahexaensäure) ist eine langkettige Omega-3-Fettsäure und spielt bei der kindlichen Hirnentwicklung eine Rolle.
  • In der Schwangerschaft sind 200mg pro Tag empfohlen
  • Lebensmittel mit Omega-3-Fettsäuren: Fisch (z.B. Lachs), Öle (z.B. Leinöl)

Verhaltensempfehlungen in der Schwangerschaft/ Welche Lebensmittel sollten gemieden werden


  • Fisch und Fleisch sollten nicht im rohen oder halbrohen Zustand verzehrt werden. Aus diesem Grund sind Mettbrötchen, Salami, Sushi, nicht durchgebratenes Fleisch, Tatar, Räucherlachs u.a. zu meiden
  • Gemüse und Obst sollte stets gut gewaschen verzehrt werden
  • Auch Eier sollten aufgrund einer potentiellen Salmonellen-Infektion gut gekocht oder gebraten werden
  • Folgende Fischarten sind aufgrund eines hohen Quecksilber-Gehalts in der Schwangerschaft zu meiden: Thunfisch, Heilbutt, Steinbeißer, Königsmakrele. Unproblematisch sind Lachs, Seelachs, Forelle, Kabeljau, Sardinen und Hering
  • Auf Alkohol, Nikotin und andere Suchtmittel sollte in der Schwangerschaft verzichten werden
  • Übermäßiger Koffeinkonsum in der Schwangerschaft wird ebenfalls nicht empfohlen. 1-2 Tassen Kaffee am Tag sind unbedenklich
  • Bei nicht vorhandener Immunität gegen Toxoplasmose sollte Vorsicht geboten sein im Umgang mit Katzen – das Katzenklo nicht durch die  Schwangere säubern, Vorsicht bei Gartenarbeit/ Arbeit mit ggf. verunreinigter Erde
  • Es wird eine Vorstellung beim Zahnarzt zur allgemeinen Kontrolle empfohlen, da Karies und Zahnfleischentzündungen in Zusammenhang mit Frühgeburtlichkeit stehen
  • Es gibt sowohl unbedenkliche als auch kontraindizierte Medikamente in der Schwangerschaft – halten Sie ärztliche Rücksprache vor einer etwaigen Medikamenteneinnahme, wenn Sie nicht sicher sind
  • Sofern keine Gebärmutterhalsschwäche vorliegt, keine Plazenta praevia, bzw. keine Blutungen in der Schwangerschaft sind Sport und Geschlechtsverkehr in der Schwangerschaft möglich

Ersttrimesterscreening


Das Ersttrimester-Screening ist eine Untersuchung zwischen der 11+0 bis 13+6 SSW zur Berechnung Ihres individuellen Risikos für die häufigsten fetalen genetischen Erkrankungen (u. a. Trisomie 21 = Down-Syndrom, Trisomie 18, Trisomie 13) und zur frühzeitigen Entdeckung fetaler organischer Veränderungen/Fehlbildungen.

Mit Hilfe eines Risikokalkulators anhand anamnestischer Faktoren, Ultraschall-Befunden (u. a. Nackenfalte, auch Nackentransparenz genannt) und mütterlichen Blutwerten wird die Wahrscheinlichkeit für die o. g. Chromosomenveränderungen berechnet. Im Rahmen der Ultraschalluntersuchung wird das ungeborene Kind auf das Vorliegen von Fehlbildungen untersucht. Bei Auffälligkeiten bzw. erhöhtem Risiko für das Vorliegen eines Syndroms kann eine Fruchtwasseruntersuchung, Plazentauntersuchung und/oder die genetische Chromosomenanalyse des Kindes aus mütterlichem Blut (NIPT) durchgeführt werden.

In ca. 2% aller Schwangerschaften kommt es zu einer Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung). Es gibt Faktoren, die das Risiko für die Erkrankung erhöhen. Dazu gehören z. B.: Übergewicht, Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Alter über 40 Jahre und Präeklampsie in vorangegangenen Schwangerschaften.

Im Rahmen des Ersttrimester-Screenings werden wir den Blutfluss in den beiden Gebärmutterarterien per Ultraschall messen, Risikofaktoren aus der Eigen- oder Familienvorgeschichte erheben, den mütterlichen Blutdruck messen und Blut abnehmen (PAPP-A und PlGF).

Mit Hilfe einer zertifizierten Risikokalkulation werden ca. 80-90% der Schwangeren mit erhöhtem Risiko für eine frühe Präeklampsie (vor der 34. SSW) und ca. 35% der Frauen mit erhöhtem Risiko für eine späte Präeklampsie (nach der 34 SSW erkannt.
Das Ersttrimesterscreening gehört nicht zum Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenkasse und ist eine Selbstzahlerleistung.

NIPT (Non-invasiver Pränataltest)


Im Blut der werdenden Mutter finden sich genetische Informationen des Kindes. Über eine Blutentnahme kann ab der 10. Schwangerschaftswoche (SSW) eine Untersuchung auf das Vorliegen einer Trisomie 13 (Pätau-Syndrom),18 (Edwards-Syndrom) und 21 (Down-Syndrom) erfolgen.

Seit Juli 2022 kann der non-invasive Pränataltest als Krankenkassenleistung in Anspruch genommen werden, wenn Arzt/Ärztin und Patientin zu dem Schluss kommen, dass der Test in der persönlichen Situation der Schwangeren angebracht ist.

Bei einer 20-24 Jahre alten Patientin beträgt die Wahrscheinlichkeit für ein Kind mit einer Trisomie 21 ca. 8/10.000. Bei einer 40-jährigen bereits 163/10.000.

Der NIPT trifft eine Aussage zu den oben genannten Trisomien und optional zu geschlechtschromosomalen Syndromen, über das Vorliegen von anderen Syndromen oder Fehlbildungen trifft der Test keine Aussage. Eine Kombination mit einem Ersttrimester-Screening und Feindiagnostik ist daher zu erwägen.

Sollte der Test eine Trisomie nachweisen, ist eine Chorionzottenbiopsie (Zellentnahme aus dem Mutterkuchen ab der 12 SSW) oder Amniozentese (Fruchtwasseruntersuchung ab der 16 SSW) empfohlen, um eine sichere Aussage über das Vorliegen oder Nichtvorliegen einer Trisomie treffen zu können.

In einem von 10.000 Fällen weist der NIPT eine vorliegende Trisomie 21 nicht nach (das Ergebnis ist falsch-negativ). In 5 von 10.000 Fällen weist der Test eine Trisomie 21 nach, obwohl diese nicht vorliegt (das Ergebnis ist falsch positiv)

Diese und nähere Informationen können Sie der Versicherteninformation des gemeinsamen Bundesausschusses entnehmen:

Infektionserkrankungen in der Schwangerschaft)


Röteln/ Varizellen (Windpocken)

Eine Röteln-Infektion in der Schwangerschaft kann für das ungeborene Kind sehr gefährlich sein.

In Deutschland werden Kinder 2x mit einer Impfung vor einer solchen Infektion geschützt. Sollten Sie nicht oder nur einmal gegen Röteln geimpft sein, ist eine zweimalige Impfung oder einmalige Auffrischimpfung empfohlen.

Bei der Röteln-Impfung handelt es sich um einen Lebendimpfstoff, der in der Schwangerschaft nicht verabreicht werden darf – die Impfung sollte vier Wochen vor dem Eintritt einer Schwangerschaft erfolgt sein.

Gleiches gilt für Windpocken. Heutzutage werden die Kinder gegen Windpocken geimpft. Sie sollten vor einer Schwangerschaft klären, ob sie entweder als Kind Windpocken durchgemacht haben oder geimpft sind. Ob Sie die Erkrankung durchgemacht haben, lässt sich im Zweifelsfall auch durch eine Antikörper-Bestimmung aus ihrem Blut herausfinden. Wenn Sie nicht geimpft sind und die Erkrankung nicht durchgemacht haben, sollte eine zweimalige Impfung erfolgen.

Potentielle Auswirkungen einer Röteln Infektion auf das Kind: hohe Fehlbildungsrate im Falle einer Infektion (Gregg-Trias: Herzfehlbildungen, Augenanomalien, Innenohrschwerhörigkeit).

Potentielle Auswirkungen einer Windpocken-Infektion: Diese sind seltener als bei einer Röteln-Infektion- Extremitätenfehlbildungen, Wachstumsrestriktion, Hautvernarbungen, Hirnschäden.

Die Impfungen können in unserer Praxis erfolgen, sprechen Sie uns an.

Parvovirus B19- Infektion = Ringelröteln (Erythema infectiosum)

Eine typische Kleinkinderkrankung. Diese Virusinfektion verläuft im Erwachsenenalter häufig asymptomatisch. Mögliche Symptome sind:  Hautexanthem, Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit/ Durchfälle.

Etwa die Hälfte aller Frauen sind bereits in der Vergangenheit erkrankt und haben somit einen Immunschutz.

In einer Schwangerschaft ist nur die Erstinfektion potentiell gefährlich für das ungeborene Kind. In etwa 33% der Fälle wird die Infektion in der Schwangerschaft auf das ungeborene Kind übertragen. Es kann zu einem Hydrops fetalis (generalisierte Flüssigkeitsansammlung), selten auch zu Herzfehlern, Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten oder Augenerkrankungen beim Kind kommen. Auch das Risiko einer Fehlgeburt steigt.

Eine Impfung ist leider nicht möglich. Jedoch lässt sich am Anfang der Schwangerschaft der Immunstatus der werdenden Mutter überprüfen. Es handelt sich dabei aber um eine Selbstzahlerleistung – sprechen Sie uns bei Interesse an.

Toxoplasmose

Eine Infektionserkrankung, die über verunreinigte Lebensmittel (rohes Fleisch, Fisch, Salat) oder über Katzenkot oder verunreinigte Erde (Gartenarbeit) auf den Menschen übertragen werden kann.

Im Normalfall ist diese Infektion für eine Frau nicht gefährlich. Sie kann jedoch bei Erstinfektion in der Schwangerschaft gefährlich für das ungeborene Kind sein.

Potentielle Auswirkungen auf das ungeborene Kind können sein: Retinochorioiditis (Entzündung im Auge), Hydrozephalus (Wasserkopf), intrazerebrale Verkalkungen.

Auch hier ist keine Impfung möglich, aber die Überprüfung ihres Immunstatus über eine Blutentnahme. Auch hier handelt es sich um eine Selbstzahlerleistung. Sprechen Sie uns bei Interesse an.

CMV (Cytomeg alievirus)

Auch hier ist nur die mütterliche Erstinfektion für das Kind gefährlich. Häufig verläuft die Infektion asymptomatisch beim Erwachsenen. Es können grippeähnliche Symptome auftreten.

Etwas mehr als die Hälfte der schwangeren Frauen hatte diese Infektion noch nicht. In diesem Fall ist enger Kontakt mit Kleinkindern zu meiden, um eine mögliche Erstinfektion zu verhindern.

Auch hier ist keine Impfung möglich, aber die Überprüfung ihres Immunstatus über eine Blutentnahme als Selbstzahlerleistung. Sprechen Sie uns bei Interesse an.

Erkrankungen in der Schwangerschaft


Extrauteringravidität = EUG (Eileiterschwangerschaft)

Jede Schwangerschaft, die sich außerhalb der Gebärmutterhöhle einnistet z.B. im Eileiter, am Eierstock, im Bauchraum, im Gebärmutterhals.

Risikofaktoren für eine EUG: vorangegangene Operationen an den Eierstöcken/Eileitern, (wiederholte) Entzündungen an den Eierstöcken/ Eileitern (z.B. auch durch Chlamydien), selten auch durch Spiralen oder künstliche Befruchtung

Symptome: Diese können sehr unterschiedlich ausfallen. Von asymptomatisch bis hoch akut. Häufig treten im Verlauf akute Unterbauchschmerzen und vaginale Schmierblutungen auf

Diagnostik: Anamnese, körperliche Untersuchung, Vaginalultraschall, bHCG – (Schwangerschaftshormon) Bestimmung im Blut

  • Häufig zeigt sich im Vaginalultraschall keine Fruchthöhle in der Gebärmutter, freie Flüssigkeit im Bauchraum und ggf. ein auffälliger Befund im Bereich des Eileiters
  • Zusätzlich steigt der Schwangerschaftshormonwert (bHCG-Wert) nicht adäquat an

Therapie:

  • Operation (Laparoskopie= Bauchspiegelung, Hysteroskopie= Gebärmutterspiegelung)
  • Medikamentöse Therapie mit  systemischer Gabe von Methotrexat (hier ist  darüber aufzuklären, dass nach einer Methotrexat-Therapie 6 Monate eine erneute Schwangerschaft verhindert werden muss, da dieses Medikament fruchtschädigend wirkt und Fehlbildungen bei Folgeschwangerschaften hervorrufen kann.) Es kann nur bis zu einer bestimmten Höhe des Schwangerschaftshormonwertes angewendet werden und nur bei der symptomfreien Patientin

Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen/ Schwangerschaftsvergiftung

Unter diesem Sammelbegriff werden mehrere schwangerschaftsinduzierte Erkrankungen zusammengefasst – dazu zählen die Gestationshypertonie (Bluthochdruck in der Schwangerschaft), Präeklampsie und HELLP-Syndrom. Im Volksmund spricht man oft von Schwangerschaftsvergiftung.

Gestationshypertonie

Definition: Persistierend erhöhter Blutdruck von über 140/90 mmHg nach der 20. Schwangerschaftswoche (SSW) – Ist der Blutdruck schon vor der 20. SSW erhöht, ist davon auszugehen, dass es sich um einen präexistenten Bluthochdruck handelt.

Therapie: medikamentöse Blutdrucksenkung mit z.B. Presinol, engmaschige Schwangerschaftsüberwachung und ggf. ASS-Therapie zur Präeklampsie-Prophylaxe.

Bei einem Bluthochdruck in der Schwangerschaft besteht das Risiko für eine Wachstumsrestriktion beim Feten, auch ein erhöhtes Risiko für eine Präeklampsie und das HELLP-Syndrom.

Aus diesem Grund muss die Schwangerschaft genau beobachtet, das Wachstum kontrolliert werden und Blutflüsse bei Mutter und Kind überwacht werden. Diese dopplersonographischen Untersuchungen werden selbstverständlich auch hier in der Praxis durchgeführt.

Präeklampsie

Definition: Die Präeklampsie ist eine besondere Verlaufsform der hypertensiven Komplikation in der Schwangerschaft. Klassischerweise ist sie definiert als eine Hypertonie/Bluthochdruck in der Schwangerschaft mit einer weiteren Organmanifestation. Meistens tritt zusätzlich noch eine signifikanten Proteinurie (Eiweißausscheidung im Urin) auf oder/ und eine Wachstumsrestriktion beim Kind.

Man unterscheidet die frühe (vor der 34. SSW) und die späte (nach der 34. SSW) Präeklampsie.

Ursache: Die genauen Ursachen sind nicht vollständig geklärt. Es werden genetische und immunologische Faktoren diskutiert. Hierbei kommt es zu einer gestörten Einnistung des Embryos, die zu einer Fehlentwicklung des plazentaren Gefäßsystems führt.

Risikofaktoren für die Ausbildung einer Präeklampsie: Diabetes, Adipositas, Primigravidität (1. Schwangerschaft), mütterliches Alter > 40 J, Zwillingsschwangerschaft, Präeklampsie in der Familie (Mutter, Schwester), vorbestehender Bluthochdruck, chronische Nierenerkrankung.

Symptome: Hypertonus (Bluthochdruck), Kopfschmerzen, Sehstörungen, Eiweißausscheidung im Urin (Proteinurie), Wachstumsrestriktion beim Kind.

Es besteht ein erhöhtes Risiko für eine mütterliche Nierenbeteiligungsowie für die Ausbildung eines HELLP Syndroms oder eines eklamptischen Anfalls (Eklampsie: Krampfanfall in der Schwangerschaft).

Engmaschige Kontrollen sind dringend empfohlen. Ggf. ist eine stationäre Behandlung im Krankenhaus notwendig.

Therapie: Es besteht lediglich die symptomatische Therapie. Das heißt medikamentöse Blutdruckeinstellung und sehr engmaschige Kontrollen (Ultraschall: Wachstumskontrollen des Kindes, Blutfluss-Messungen usw.). Die einzige Therapie einer fulminanten Präeklampsie ist die Beendigung der Schwangerschaft.

Präventiv ist es empfohlen bei bestimmten Risikofaktoren (Zustand nach Präeklampsie, präexistenter Hypertonus, Adipositas usw.) eine Therapie mit ASS vor der 16. SSW einzuleiten.

HELLP-Syndrom

HELLP steht für
H = Hämolyse (Auflösung der roten Blutkörperchen), EL = erhöhte Leberwerte im Blut,
LP = lowplateledcount (erniedrigte Thrombozyten/Blutplättchen)

Symptome können sein: Oberbauchschmerzen (Leberkapselschmerz), Kopfschmerzen, Ödeme (Wassereinlagerungen), Augenflimmern/ Sehstörungen, ggf. Bluthochdruck.

Therapie: intensive Überwachung des ungeborenen Kindes. Auch hier ist eine rein symptomatische Therapie nur möglich (enge Überwachung im stationären Rahmen, Blutdruckeinstellung, Magnesiumsulfat intravenös). Die einzige potente Therapie ist die Beendigung der Schwangerschaft.

Gestationsdiabetes

Gestationsdiabetes ist eine Störung der Glukosetoleranz, welche erstmals in der Schwangerschaft diagnostiziert wird.

Für die Diagnose gibt es in Deutschland den standardgemäß durchgeführten oralen Glucose Toleranztest (oGTT) zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche (SSW). Üblicherweise wird vorerst der „kleine“ 50g oGTT durchgeführt. Sofern dieser auffällig ist, muss der „große“ 75g oGTT angeschlossen werden.

Normwerte/ Zielwerte der oGTTs:

  • 50g oGTT: Die Schwangere sollte gefrühstückt haben. Sie trinkt die 50g Glucose-Lösung. Anschließend wird nach 1 Stunde Blut abgenommen. Der Blutglukosewert sollte < 135 mg/dl liegen. Liegt der Wert zwischen 135-200 mg/dl ist ein 75g oGTT empfohlen. Liegt der Wert >200mg/dl ist ein Gestationsdiabetes bereits diagnostiziert
  • 75g oGTT: Hierfür muss die Schwangere nüchtern in die Praxis kommen (mnds. 8 Stunden ohne Nahrungsaufnahme). Vorerst wird im nüchtern Blut abgenommen, danach trinkt die Patientin die 75g Glukose-Lösung. Nun wird nach 1 und 2 Stunden erneut Blut abgenommen, um den Glukosewert im Blut zu bestimmen. Der Nüchtern-Blutzucker sollte <92 mg/dl liegen, der 1 Std-Wert <180mg/dl, der 2 Std-Wert <153 mg/dl. Sobald einer der 3 Werte erhöht ist, ist ein Gestationsdiabetes diagnostiziert

Therapie: Die Therapie richtet sich nach der schwere des Gestationsdiabetes. Vorerst erfolgt eine Vorstellung beim Diabetologen mit einer Diätberatung.

  • In einigen Fällen reichen eine Ernährungsanpassung und regelmäßige Blutzuckerkontrollen aus
  • Ggf. ist eine Therapie mit Metformin oder Insulin notwendig

Eine Schwangerschaft mit einem Gestationsdiabetes gilt als Risikoschwangerschaft und muss engmaschig kontrolliert werden. Es kann u.a. zu Wachstumskomplikationen kommen (Makrosomie (zu schwere Kinder) sowie Wachstumsrestiktion (zu leichte Kinder) sind möglich). Des Weiteren muss die Versorgung des Kindes genau observiert werden.

Optimale Blutzucker-Werte der Schwangeren sind anzustreben, um Langzeitfolgen für das ungeborene Kind zu vermeiden.

Drohende Frühgeburt / Zervixinsuffizienz

Die Gründe für eine Frühgeburt können ganz unterschiedlich sein. Eine normale Schwangerschaft dauert im Schnitt 40 Schwangerschaftswochen (SSW). Bei einem Kind das unter 37+0 SSW (das heißt mehr als 3 Wochen vor dem errechneten Geburtstermin) geboren wird, spricht man von einer Frühgeburt.

Risikofaktoren für eine Frühgeburt sind: Infektion (Harnwegsinfektion, vaginale Infektion), welche zu einer Gebärmutterhalsschwäche führen oder einen vorzeitigen Blasensprung provozieren. Zustand nach Operationen am Gebärmutterhals (Konisation, wiederholte Ausschabungen). Mehrlingsschwangerschaften, Fehlbildungen des Kindes und/oder Chronische Zahnfleischentzündungen, Karies sowie Iatrogene Frühgeburt (durch den Arzt hervorgerufene Frühgeburt/ Beendigung der Schwangerschaft bei Präeklampsie, HELLP Syndrom oder Mangelversorgung des Kindes).

Diagnostik

  • Vaginale Untersuchung (Vaginalultraschall mit Messung der Gebärmutterhalslänge, Messung des vaginalen pH-Wertes, ggf. vaginale Abstrich-Entnahme, Untersuchung des mütterlichen Urins)
  • Allgemeine Schwangerschaftsvorsorge

Therapie:

  • Behandlung einer vaginalen Infektion oder eines Harnwegsinfektes (Blasenentzündung)
  • Sofern es bereits zu einer Gebärmutterhalsverkürzung gekommen ist, sind je nach Schweregrad engmaschige Kontrollen und körperliche Schonung notwendig. In einem solchen Fall ist auf Sport, schweres Heben und Geschlechtsverkehr zu verzichten. Bei einerschwerwiegenden Zervixinsuffizienz(Gebärmutterhalsschwäche) ist eine stationäre Aufnahme in einem Perinatalzentrum notwendig
  • Bei einem vorzeitigen Blasensprung muss eine sofortige Vorstellung im Krankenhaus erfolgen. Bei unklaren Befunden kann ein Test auf einen vorzeitigen Blasensprung durchgeführt werden
  • Bei akut drohender Frühgeburt unter der 34 SSW erfolgt die Gabe von zwei Kortison-Spritzen im Abstand von 24 Stunden. Im Verlauf ist ggf. eine Pessartherapie möglich (ein Silikonring, der den Gebärmutterhals „hält“)
  • Bei nicht eindeutigen Befunden einer Zervixinsuffizienz kann ein Fibronektin-Test (vaginaler Abstrich) im Krankenhaus durchgeführt werden und so das Risiko für eine drohende Frühgeburt  abschätzen
  • Bei frühen Formen der Gebärmutterhalsschwäche oder bei Zustand nach Frühgeburt ist ggf. eine Cerclage mit oder ohne totalen Muttermundsverschluss empfohlen. Hierbei wird zwischen der 14.-22. SSW der Muttermund operativ zugenäht
  • Zusätzlich ist bei bestehender Zervixinsuffizienz oder Zustand nach Zervixinsuffizienz eine tägliche Therapie mit Progesteron/Utrogest (oral oder vaginal) empfohlen

Schwangerschafts-
cholestase

Was ist Schwangerschaftscholestase?

Die Schwangerschaftscholestase ist eine seltene Lebererkrankung, die in Deutschland bei etwa 1% bis 2 % aller Schwangeren vorkommt.

Eine Cholestase oder auch Gallenstau genannt, ist ein Rückstau der Gallensäure in der Leber. Sie tritt typischerweise erst in der Spätschwangerschaft auf. Das Leitsymptom ist Juckreiz ohne Hautausschlag. Der Juckreiz tritt anfänglich v.a. an Handflächen und Fußsohlen
auf, kann sich im Verlauf jedoch auf den gesamten Körper ausbreiten. Der Juckreiz verstärkt sich zur Nacht. Zusätzlich können Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit, Appetitlosigkeit und Schlafprobleme auftreten. Der Urin kann sich verdunkeln und der Stuhlgang heller erscheinen.

Wie erkennt man Schwangerschaftscholestase?

Die Krankheit zeigt sich anhand des typischen Symptoms Juckreiz sowie Erhöhung bestimmter Leberwerte und der Gallensäure im Blut.

Was sind die Folgen der Schwangerschaftscholestase?

In der Regel schadet eine Schwangerschaftscholestase der Mutter nicht, kann aber schwerwiegende Folgen für das Kind haben. Die Erhöhung der Gallensäure im Blut kann zu vorzeitigen Wehen, Frühgeburt oder einem intrauterinen Fruchttod führen. Aus diesem Grund sollen betroffene Frauen engmaschig kontrolliert werden. Eine vorzeitige Schwangerschaftsbeendigung kann notwendig sein.

Therapie der Schwangerschaftscholestase

Zur Behandlung des Juckreizes kann eine Therapie mit Ursodeoxycholsäure durchgeführt werden.

Nach der Geburt normalisieren sich die Leberwerte schnell. In Folgeschwangerschaften
besteht ein hohes Wiederholungsrisiko.

Geburtseinleitung


Ein Geburtstermin wird nach dem Termin der letzten Regelblutung vor der Schwangerschaft beziehungsweise nach dem Ultraschall in der Frühschwangerschaft berechnet. Aber die wenigsten Kinder kommen genau am berechneten Tag zur Welt. Viele machen sich früher auf den Weg, manche erst später.

Die Terminüberschreitung (bis zum 13. Tag nach dem berechneten Termin ist das Kind noch nicht geboren) kann ein Grund für eine Geburtseinleitung sein, da das Kind bis zur und auch noch unter der Geburt gut versorgt sein soll. Andere Gründe für eine Einleitung können ein vorzeitiger Blasensprung (Blasensprung ohne das zeitnahe Einsetzten von Wehen), ein besonders groß geschätztes Kind, der Verdacht auf ein vermindertes Wachstum des Kindes, eine Veränderung der Fruchtwassermenge, schwangerschaftsbedingte Erkrankungen der werdenden Mutter oder weitere individuelle Veränderungen sein.

Das Ziel einer Geburtseinleitung ist es, ein für die Mutter und für das Kind besseres Geburtsergebnis zu erreichen, als es bei einem abwartenden Verhalten zu erwarten wäre.

Mit der Schwangeren werden bei Bedarf in der entsprechenden Geburtsklinik Gründe, Vor- und Nachteile einer Geburtseinleitung besprochen. Gegebenenfalls wird diese anschließend nach gemeinschaftlicher Entscheidung begonnen oder geplant.

Die Einleitung einer Geburt findet bei ca. 20-25% aller Schwangerschaften statt.

Je nach dem Befund des Muttermundes und der Vorgeschichte der werdenden Mutter (frühere Operationen, Geburten) gibt es verschiede Möglichkeiten für eine Einleitung. In Frage kommen einerseits Medikamente zum Schlucken, zum Einführen in die Scheide und als Infusion und andererseits die sanfte Dehnung des Muttermundes mit einem Hilfsmittel, wie z. B. einem Katheter. Dabei sollen bei der Einleitung die Geburtswehen nur angestoßen werden. Entwickelt die Schwangere dann Wehen, die den Muttermund weiter öffnen, beginnt die eigentliche Geburt. Niemand kann vorhersagen, wann genau die Geburtswehen beginnen. Bei erstgebärenden Frauen dauert eine Einleitung in der Regel etwas länger als bei mehrgebärenden Frauen. Eine Geburtseinleitung findet im Rahmen eines stationären Aufenthaltes in der gewählten Geburtsklinik statt, wo die Schwangere von Ärztinnen/Ärzten und Hebammen betreut wird.